03.08.2022

Die MVA Bonn geht weitere Schritte in die CO2-Freiheit

Frank-Andreas Weber, Geschäftsführer FiW, SWB-Geschäftsführer Manfred Becker und Carl Fritsch, Mitarbeiter FiW in der Laboranlage an der MVA (v.l.n.r.). (Foto: SWB Verwertung)

Solange die Gesellschaft Abfälle produziert, die nicht recycelt werden können, gehört die Müllverwertungsanlage Bonn (MVA) fest zur Bonner Daseinsfürsorge. Denn hier werden die Abfälle nicht nur umweltschonend verwertet und von Schadstoffen befreit, sondern auch der entstandene Wasserdampf zur Strom- und Fernwärmeproduktion an das benachbarte Heizkraftwerk (HKW) Nord weitergeleitet – dabei immer im Fokus: Umwelt- und Klimaschutz. 

Ein wichtiger Ansatzpunkt ist hierbei die Reduktion des eigenen CO2-Ausstoßes, denn bei den zahlreichen Vorteilen gibt es auch einen Nachteil: Bei dem Verbrennungsprozess entsteht CO2 und hierfür gibt es weltweit noch kein Patentrezept. Grund genug für die MVA Bonn, um sich diesem Problem anzunehmen.

Das steckt hinter der CCU-Vision

Für eine praktikable Lösung wurde im August 2020 in Kooperation mit dem Forschungsinstitut für Wasser- und Abfallwirtschaft an der RWTH Aachen (FiW) e.V. ein Forschungsprojekt ins Leben gerufen. Bis Februar 2022 wurden dabei im Rahmen einer so genannten CCU-Versuchsreihe (Carbon-Capture-Utilization) mögliche Ansätze ermittelt, um das in den Rauchgasen enthaltende Kohlendioxid abzuspalten und anschließend über die Zugabe von Wasserstoff in Form von Methanol nutzbar zu machen. 

„Der beste Abfall ist der, der gar nicht erst anfällt. Dann wird beim Verbrennen auch kein CO2 frei. Offensichtlich ist unsere Gesellschaft aber noch nicht so weit. Das Pro-Kopf-Gesamtabfallaufkommen in Deutschland nimmt leider kaum ab. Um die uns überlassenen Abfälle möglichst klimaneutral in Strom und Fernwärme umwandeln zu können, führen wir unter wissenschaftlicher Federführung des FiW Versuche durch mit dem Ziel, künftig CO2 abspalten und weiterverwenden, oder sogar ganz vermeiden zu können“, erklärt MVA-Geschäftsführer Manfred Becker. 

Mehrwert und Erfolge des Projekts

In Zukunft könnten mit den Forschungserfahrungen große Mengen CO2 gebunden und zu einem der gefragtesten Produkte der petrochemischen Industrie weiterverarbeitet werden. Ein weiterer Vorteil des Carbon-Capture-and-Utilisation (CCU)-Konzepts ist, dass es nicht nur in Bonn, sondern auch an anderen vergleichbaren Standorten angewendet werden könnte. So leistet die MVA Bonn einen wertvollen Beitrag zum überregionalen Klimaschutz. „Für uns endet Klimaschutz nicht an der Stadtgrenze“, betont Becker. 

Insgesamt brachte das Projekt essenzielle verfahrens- und katalysatortechnische Leitsätze hervor, anhand derer sich das CCU-Prinzip umsetzen lässt. Diese wurden auf der Berliner Abfallwirtschafts- und Energiekonferenz, der internationalen ICP Waste to Ressources sowie auf dem REGWA Energiesymposium in Stralsund präsentiert.

Die gesammelten verfahrenstechnischen und ökonomischen Erkenntnisse fließen in den Energie-Ressourcen-Hub der Zukunftsvision bonNova ein. Außerdem können andere Unternehmen die Versuchsanlage bis mindestens Jahresende für weitere geförderte und ähnlich ausgerichtete Projekte nutzen. So möchte sich die MVA Bonn ferner zu einem Kompetenzzentrum entwickeln, in dem auch branchenfremden Partnern Raum gegeben wird, wichtige Erkenntnisse für den Klimaschutz zu gewinnen. (cp/sk)

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